frostlicht
1. - 27. Februar 2021
Ein Gemeinschaftswerk mit der Abteilung Integrationsmassnahmen von BRÜGGLI in Romanshorn.
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Romanshorn.
eisig kalt leuchtend, ruhig und warm tragend
zart und zerbrechlich, bei wind und wetter
ewig blühend, langsam welkend
symbol und spiegel unser selbst
Eine Lichtinstallation voller Widersprüche, Gegensätze und Gemeinsamkeiten
Im Februar, wenn es noch eisig kalt sein kann und die Bise einen tief in die Winterjacke schlüpfen lässt, erwarten einen beim Eindunkeln im Seepark Romanshorn unzählige kaltweiss leuchtende Tulpen. Sie sind aus dünnem Papier und stehen klamm in der eisigen Nacht. Sie deuten symbolisch bereits auf den kommenden Frühling hin, betonen mit dem kaltweissen Licht gleichzeitig die Eiseskälte des Winters. Gegensätze scheinen sich zu treffen.
Bewusst spielt die Lichtinstallation mit Widersprüchen. Die Lichter als Spiegel unserer Zeit fragen nach den wahren Werten unseres Lebens. Die Lichtinstallation regt an, zum Nachdenken, zum Innehalten, zum Staunen und Fantasieren, zum bewussten Wahrnehmen aller Sinne und Erspüren des Moments.
Denn die schnelllebige und sich im stetigen Wandel befindende Welt lässt uns nach Entschleunigung verlangen. Die steigende Komplexität von Alltag und Technik lässt uns nach Einfachheit sehnen. Die Installation schafft, durch die Reduzierung auf ein Element und gleichzeitiger Vervielfältigung dieses, ein harmonisches Bild und lässt den Moment in sich ruhen. Genauso zeigt sich die technische Umsetzung der Tulpen. Nur einfachste, handelsübliche Lichterketten, ein paar Holzstäbe, Lautsprecherkabel und Papier. Dafür viel Zeit und Handarbeit für deren Entstehung.
Einst waren echte Tulpen, kostbare Raritäten, heute sind sie günstige Massenware. Im Gegensatz dazu scheint die eisige Kälte immer mehr zur Seltenheit, Eis zum kostbaren Gut zu werden. Die stundenlange Handarbeit, die es zur Fertigung der Papiertulpen und Lichter gebraucht hat, verdeutlicht den eigentlichen Wert dieser Installation.
Die Papiertulpen trotzen stoisch jedem Wetter, wirken zart und zerbrechlich. Sie scheinen ewig zu blühen und doch werden sie langsam welken. Als Zitat für die Schönheit der Natur, als Symbol für die Vergänglichkeit der Schönheit. Unsere Suche nach dem ewigen Leben, der ewigen Blüte, wiederspiegelt sich in den Papiertulpen die langsam welken.
Das stetige Ersetzen der Batterien wirkt diesem Prozess der Vergänglichkeit entgegen, ein Versuch die Tulpen am Leben zu halten.
Gemeinschaftswerk
Die Abteilung Integrationsmassnahmen der Firma Brüggli aus Romanshorn hat das Projekt mit sehr viel Arbeitseinsatz bei der Herstellung der Lichter und Papiertulpen massgeblich unterstützt. Ohne diese Unterstützung wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen. Ein herzliches Dankeschön an alle, die mit viel Geduld und Hingabe mitgeholfen haben.
Die Lichtinstallation ist ohne Auftrag, aus innerer Motivation und Faszination entstanden. Sie dient der Freude und der ästhetischen Auseinandersetzung mit dem Aussenraum. Der gesamte Planungs- und Materialaufwand werde selbst getragen. Beim Auf- und Abbau wurde ich tatkräftig von Freunden und Familie unterstützt. Ein herzliches Dankeschön.
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Romanshorn, welche die Plattform zur Verfügung stellt, konnte die Installation erst realisiert werden. Vielen Dank an die Stadt Romanshorn.
Material
2000 Papiertulpen aus Restpapier, das beim Drucken mit Druckplatten entsteht
2000 Holzstäbe aus Spaltbambus
40 Lichterketten, Batterie-betrieben, 50 kaltweisse LED-Lichtpunkt
3000m schwarzes Lautsprecherkabel
hunderte gebrauchte 1,5 V-AA- Batterien die aus verschiedenen Entsorgungsstellen stammen
Öffnungszeiten / Durchführung
Die Lichtinstallation ist für Spaziergänger vom 1. bis 27. Februar 2021 rund um die Uhr im Seepark Romanshorn zwischen Minigolfanlage und dem Hotel Inseli frei zugänglich. Die Tulpen leuchten jeweils von 17 - 23 Uhr. Durch die länger werdenden Tage, tritt die Leuchtwirkung deutlich später als 17 Uhr ein, beim Eindunkeln. Während die Dämmerung am ersten Februar bereits um 17:32 einsetzte, geschieht dies Ende Februar erst um 18:13.
Die Installation darf mit Achtsamkeit und Respekt durchquert werden. Sie dient der Freude und der ästhetischen Auseinandersetzung mit dem Aussenraum.
Während nachts fast nur die einzelnen Tulpenblüten zu sehen sind, wird tagsüber auch die technische Konstruktion erkennbar sein.
waldlichtung
ZUM ZWEITEN MAL 1. - 31. DEZEMBER 2018
Premiere: Dezember 2017
Mit freundlicher Genehmigung des Grundbesitzers, des Revierförsters und des kantonalen Forstamtes.
Die Waldlichtung ist ein besonderer Ort am Rande des Romanshorner Waldes. Nähert man sich der Lichtung, zieht sie automatisch die Blicke auf sich. Diese intensive Raumwirkung entsteht nur durch zwei Elemente - die ruhende Wiesenfläche und die Bäume, welche die Wiese umrahmen.
Während der Adventszeit gesellt sich ein besonderes Element hinzu. Hunderte kleine Lichter «versammeln sich» auf der Lichtung.
Von aussen wirkt der Wald nächtlich ruhig. Erst beim Eintreten glitzern kleine Lichter aus der Ferne durch das Unterholz des Waldes. Man tritt näher und die Verzauberung beginnt. Ganz leise, ganz sanft und unaufgeregt. Ein Gefühl der Geborgenheit erfüllt einem und lockt, näher zu treten. Je näher man der Lichtung kommt, umso mehr öffnet sich der Raum und die Lichter erfüllen diesen mit Wärme. Sie ruhen in sich, bewegen sich kaum, sie sind einfach da und lassen eine zauberhafte Atmosphäre entstehen. Als ob sich die Sterne in der Wiese spiegeln, regen die Lichter die Fantasie der Betrachter an. Die Lichter verzaubern die Waldspaziergänger während des Advents, erzeugen Ruhe und Besinnlichkeit und bereiten Freude.
Ein kleines Geheimnis begleitet einem beim Verlassen des Waldes, ein Geheimnis eines besonderen Orts, der von der Gesellschaft verborgen liegt und entdeckt werden will. Über Erzählung wird das Projekt langsam und leise von Mund zu Mund weitergetragen.
Die Lichter zeigen, wie wirkungsvoll ganz wenig Licht sein kann und hinterfragen den aktuellen Umgang der Gesellschaft mit Licht und Energie. Die Installation besteht aus etwa 500 LED-Lichtpunkten. Diese werden mit dem Reststrom gebrauchter, handelsüblicher 1,5V-Batterien betrieben, Batterien, die bereits entsorgt wurden. Sie bieten noch genügend Energie, die Lichter einige Wochen leuchten zu lassen. Die Technik des Projekts wurde bewusst auf ein Minimum reduziert und überzeugt durch keinerlei Effekte.
Der Wald als besonderer, sensibler Lebensraum und das künstliche Licht als Zeugnis unserer modernen Gesellschaft werden mit dem Projekt ineinander verwoben. Dadurch entsteht ein eigenes Raumerlebnis, entfacht Stimmungen und regt zur Diskussion an. Die Lichter rücken den Lebensraum Wald auf angenehme Weise ins Bewusstsein und fragen nebenbei, wie stark unser Eingreifen sein darf. Denn der stetig wachsende Nutzungsdruck durch uns Menschen bringt die Tiere des Waldes zunehmend in Bedrängnis.
Aus Rücksicht auf die nachtaktiven Wildtiere leuchten die Lichter nur bis 20 Uhr. Danach löschen sie nacheinander und hinterlassen ein wohlig-warmes Gefühl in der gar nicht mehr so bedrohlich wirkenden Dunkelheit.